Der vernetzte Geldfluss

Der vernetzte Geldfluss

Der vernetzte Geldfluss
TEXT: SABINE VULIC | FOTOS: SMITHSONIAN MUSEUM, SHUTTERSTOCK, OLIVETTI

Vom Tauschhandel über die Erfindung des Bargelds bis hin zum komplett vernetzten Zahlungsverkehr war es ein langer Weg.

Die Transgourmet-Gruppe bereitet gerade den nächsten Schritt in die Zukunft vor. Das Zauberwort heißt OmniPOS


Ehe das Geld erfunden wurde, funktionierte der Handel auf Basis des Tausches: Du gibst mir ein Huhn, ich gebe dir dafür ein Paar Sandalen. Oder einen Sack Karotten. Oder meine Arbeitskraft. Es kam einzig und allein darauf an, dass die beiden Partner des angestrebten Tausches die genannten Tauschobjekte als gleichwertig erachteten.

In Kleinasien wurden im 7. Jahrhundert v. Chr. dann zum ersten Mal Münzen geprägt. Über das heutige Griechenland verbreiteten sich diese nach und nach in ganz Europa. Darauf folgten der bargeldlose Zahlungsverkehr und die Einführung von Papiergeld in Europa im 17. Jahrhundert.

Je handlicher das Zahlungsmittel wurde, desto größer auch die Verlockung für gewisse Charaktere, sich unerlaubt etwas vom Geldsegen abzuzweigen. Ein gewisser James Ritty, Besitzer eines Saloons in Dayton, Ohio (USA), war derart genervt von den Diebstählen seiner Mitarbeiter, dass er beschloss, diesem Treiben ein für alle Mal ein Ende zu setzen: Der Barbesitzer erfand im Jahr 1879 den Prototyp einer Registrierkasse. Vier Jahre später wurde seine Erfindung unter dem Markennamen „Ritty’s unbestechliche Kasse“ (Ritty’s Incorruptible Cashier) in den Vereinigten Staaten zum Patent angemeldet. Die Ritty-Kasse registrierte bereits die Anzahl und jeweilige Höhe der Bezahlvorgänge.

Rittys Nachfolger verfeinerten die Konstruktion: Die neueren Kassen wurden mit einer Kassenlade für das Bargeld versehen, die klingelte, wenn sie sich öffnete. Bald konnte man auch Kassenbelege ausdrucken.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgten die ersten elektrischen Kassen, und von den 1970er-Jahren an setzte die eigentliche Revolution ein: die Verbindung von Kasse und Computer. 1986 wurde die erste Kasse mit Touch-screen präsentiert, später kamen Kartenlesegeräte, Scanner und weitere Ergänzungen hinzu.

Was bei einem unabhängigen Ladengeschäft oder einer kleinen Einzelhandelskette noch überschaubar sein mag, nimmt schier unvorstellbare Dimensionen an, wenn man an die Anforderungen denkt, welche in einer international tätigen, weit verzweigten Unternehmensgruppe wie Transgourmet gestellt werden: Unter einem Dach vereint sind acht Länder mit unterschiedlichen Finanzsystemen, mit Dutzenden von Tochtergesellschaften, mit Einzel- und Großhandelssparten, mit Aktivitäten im Abhol- und Belieferungsservice, mit Waren- und Dienstleistungsangeboten.

„Wir sind schon länger dabei, das Warenbewirtschaftungssystem SAP innerhalb Deutschlands neu auszurollen. Im nächsten Schritt sollen auch Polen und Rumänien folgen“, erklärt Richard Muth, Projektleiter bei Transgourmet Deutschland für das neue Kassensystem. „Das Kassensystem V12, das derzeit in vielen Unternehmen der Gruppe im Einsatz ist, hat das Ende seiner Lebensdauer erreicht. Auch unsere Tochter Firma Frischparadies arbeitet auf einem alten Kassensystem, das dringend abgelöst werden muss. Es war also naheliegend, dass wir uns nach einer neuen Kassensoftware umsehen, die in enger Abstimmung mit SAP entwickelt wurde. Und das ist OmniPOS von GK Software, einem Partnerunternehmen von SAP.“

„Die Vision ist, dass Coop und ganz Transgourmet am Ende dieselbe Version des Programms nutzen.“

Richard Muth, IT-Projektleiter Transgourmet Deutschland

OmniPOS ist eine Omnichannel-Lösung, das heißt, es ist zum Beispiel grundsätzlich möglich, Webshop, Point of Sale, K-System, Pick-in-Store oder Return-in-Store miteinander zu verknüpfen. „Das ist bei uns im Moment aber noch nicht alles angedacht. Dafür haben wir einfach noch zu viele unterschiedliche Systeme. Diese Vielfalt muss erst reduziert werden. Aber daran wird bereits gearbeitet. Hinzu kommt, dass OmniPOS ursprünglich für den Endkundenbereich entwickelt wurde. Wir bei Transgourmet sind aber im Großhandel tätig, was weitere Anpassungen nötig macht.“

Denn die Erwartungen der Kunden sind bereits jetzt sehr hoch: Es kann beispielsweise sein, dass ein Kunde über die Belieferung etwas ordert, dann aber doch kurzfristig noch etwas anderes im Markt abholen will. Gleichzeitig bringt er womöglich noch etwas zurück, das bereits online bezahlt wurde. Auch Gutschriften, Rabattcodes und die unterschiedlichen Bezahlmöglichkeiten machen das Ganze kompliziert. Ein modernes Kassensystem muss also alles aus einer Hand bieten: Es muss an der Kasse im Laden ebenso funktionieren wie auf dem Tablet des Verkäufers oder auf dem Smartphone des Kunden – und das alles in Echtzeit. „Es müssen viele Komponenten ineinandergreifen, damit alles reibungslos funktioniert“, so Richard Muth.

Ein großer Vorteil von OmniPOS sei, dass für die meisten Länder der Transgourmet-Gruppe bereits individuelle Komplettlösungen existieren, erklärt Richard Muth weiter. Dabei gehe es nicht einfach bloß um Sprache und Währung, sondern um die Abstimmung auf die Steuergesetzgebung des jeweiligen Landes. „Polen und Rumänien haben eine ähnliche Gesetzgebung, die jedoch von der deutschen abweicht, sodass die Umstellung schrittweise erfolgen muss.“

Das Timing ist sehr ambitioniert für ein derart umfassendes Projekt, das Organigramm der Projektorganisation entsprechend komplex. Fachkräfte aus den Bereichen Informatik, Buchhaltung, Schulung und Technik arbeiten in verschiedenen internationalen Teams parallel an dem Projekt. 

Im Schweizer Mutterkonzern Coop wird OmniPOS bereits seit Frühling 2021 getestet und nun ausgerollt. Fast das gleiche Prozedere läuft – jeweils um einige Monate zeitversetzt – seit Anfang dieses Jahres in Deutschland bei Transgourmet CC, Selgros CC und dem Frischeparadies. Ab Sommer entwickeln wir die lokalisierten Versionen für Polen und Rumänien. Der Rollout findet im Anschluss 2023 in den Ländern statt. Die Vision dabei ist, dass Coop und Transgourmet – Einzel- und Großhandel – am Ende gruppenübergreifend dieselbe Version des Programms nutzen können, damit echte Synergien entstehen.