Bekannte Gastro-Mythen im Check

Die Gastrobranche ist bunt, vielfältig, spannend und hält allerlei unterhaltsame Geschichten bereit, deren Wahrheitsgehalt zwar zu wünschen übrig lässt, die sich aber dennoch hartnäckig in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt haben. GEVA hat fünf der bekanntesten unter die Lupe genommen.

#1: Kaffee entzieht dem Körper Wasser.

Eineinhalb bis zwei Liter Wasser sollen wir täglich trinken, an warmen Sommertagen gerne auch mal mehr. Jahrelang durften Kaffeetrinker ihr Lieblingsgetränk nicht zu dieser Menge hinzurechen, da das Bohnengetränk angeblich entwässernd wirkte. Tatsächlich wirkt Kaffee kurzfristig harntreibend, aber sein Hauptbestandteil – Wasser! – beeinflusst den menschlichen Wassergehalt sogar positiv. Und ein Glas Wasser dazu schadet natürlich auch nicht!

#2: Ein gutes Pils dauert sieben Minuten.

Früher schoss das Bier mit ungeregelt hohem Druck aus der Leitung, konnte also nur mit Unterbrechungen gezapft werden, um dem übermäßigen Schaum Herr zu werden. Heute ist das längst nicht mehr nötig und auch ein Pils kann und darf schnell gezapft werden – perfekt, so die Experten, sind drei Minuten.

#3: Rotwein soll bei Zimmertemperatur getrunken werden.

Einst galten 18 Grad Raumtemperatur als angenehm warm, heute empfehlen Fachleute 20 Grad – und das ist selbst für einen alten Barolo, Rioja oder Bordeaux zu warm, die 17 bis 19 Grad lieben. Für fruchtige, junge, leichte Rotweine werden sogar nur 14 bis 16 Grad empfohlen. Erwärmt sich das Glas im Sommer jedoch schnell, darf ein Rotwein kurz in die Kühlung. Aber: Eiswürfel im Wein gelten nach wie vor als No-Go!

#4: Weißer Wein gehört zu weißem Fleisch, roter Wein zu rotem.

Erlaubt ist, was schmeckt! Wichtiger als die Fleischfarbe ist die Zubereitung. Wird das Fleisch kräftig gebraten, geschmort oder gegrillt, passt eher ein Rotwein, wird es gekocht, ein Weißwein.

#5: Wer nichts wird, wird Wirt!

Wer die hohen Ansprüche in der Gastronomie kennt, weiß, dass dieser Spruch wahrlich unwahr ist. Vermutlich stammt er aus den Jahren des Wirtschaftswunders, als viele Ungelernte Kneipen übernahmen oder gründeten. Vor allem Jugendlichen sollte damit wohl deutlich gemacht werden, dass sie „etwas Sinnvolles“ lernen sollten und der Gastrojob besser Plan B, C oder gar D sein sollte.

Doch was wären Regeln ohne Ausnahmen? Einige Baristas empfehlen dennoch Wasser zum Kaffee, aber nicht wegen des Wasserhaushalts. Vielmehr diene es dazu, den Geschmack im Mund zu neutralisieren und das Aroma des Kaffees zu betonen. Und für den Rotwein-Cocktail „Bishop“ kommen neben Rum und Rotwein auch Eiswürfel ins Glas …
Na denn: Zum Wohl!