"Ich schätze die Vielfalt der Weine"

„Ich schätze die Vielfalt der Weine“

FOTOS: VOLKER NOTHDURFT

Klaus Kneib ist Weinliebhaber, Genussmensch und Betriebsleiter des weinwerks in Frankfurt.

Das Frischeparadies steht für höchste Qualität, exklusive Auswahl und authentische, nachhaltige Produkte. Wie in allen Bereichen, werden den Kunden auch beim Thema Wein besondere Produkte präsentiert, die sie woanders nicht finden. Im weinwerk in Frankfurt sind deshalb die Weinspezialisten der Frischeparadies-Gruppe am Werk.
 

"Ich schätze die Vielfalt der Weine"

Sie machen nicht nur das komplette Category-Management für Getränke der Gruppe, sondern importieren selbst Weine aus der ganzen Welt und führen ein Weinzentrallager. Nicht umsonst wurden die Frischeparadiese 2020 vom Fachmagazin Weinwirtschaft als „Weinhändler des Jahres“ ausgezeichnet. Wir sprachen mit Betriebsleiter Klaus Kneib über Strategien, Erfolge und natürlich – über Wein.

Gemeinsam mit namhaften deutschen Winzern hat das weinwerk eine Weißweinund eine Rotwein-Cuvée entwickelt, die unter der Marke „Frischeparadies“ verkauft wird.
 

Transgourmet Magazin: Herr Kneib, wie ist das weinwerk entstanden?

Klaus Kneib: Wir haben das weinwerk vor ziemlich genau zehn Jahren gegründet. Die Grundidee war, den Weinbereich der Frischeparadiese besser zu koordinieren und noch erfolgreicher zu machen. Seitdem arbeiten wir systematisch und auf vielen Ebenen an der Optimierung des Wein- und Getränkebereichs des Frischeparadieses.
 

Was ist dabei Ihre Strategie?

Unser Ziel ist es, die Weine direkt von den Winzern zu beziehen und Zwischenstufen des Handels zu überspringen. Das heißt, das weinwerk ist in der Frischeparadies-Gruppe der hauseigene Importeur, denn wir kaufen konsequent direkt beim Erzeuger ein, ganz gleich ob in Neuseeland, Australien, Frankreich, Italien oder Deutschland.

Aber wir importieren nicht nur direkt, sondern wir sind auch in ganz intensiver Beziehung zu unseren Lieferanten. Viele unserer Winzer kennen wir seit Jahren persönlich und wissen, wie sie arbeiten und dass wir uns auf die Qualität verlassen können. Wir sind – und das ist eine unserer wichtigsten Aufgaben – sehr nah am Markt und versuchen, Trends zu erkennen, zu antizipieren und das dann konsequent im Sortiment umzusetzen. So listen wir zum Beispiel schon seit acht Jahren schwefelfreien Wein. Auch das Segment der Naturweine haben wir früh besetzt, wir führen so genannte Pét Nats (pétillants naturels). Auch alkoholfreie Weine, die derzeit sehr gefragt sind, haben wir seit langem im Sortiment.

Besonders im Fokus stehen bei uns jedoch Authentizität und Typizität der Produkte. Das heißt, wir suchen nicht nach dem letzten neumodischen Gag, sondern greifen auf bewährte, verlässliche, homogene Qualitäten zurück. Der Kunde soll mit einer Flasche Wein, die er bei uns kauft, nach Hause gehen, diese aufmachen und sagen: „Ja, genau so habe ich mir das vorgestellt.“
 

Wie ist bisher der Erfolg?

Als wir vor zehn Jahren die Zentralabteilung für die Weine der Frischeparadiese gegründet haben, war die größte Herausforderung, das Sortiment der verschiedenen Standorte zu harmonisieren und auf ein gemeinsames Qualitätslevel zu bringen. Heute sind wir mit dem Erreichten sehr zufrieden. Ganz wichtig war es in diesem Zusammenhang, Sortimente zu entwickeln, die einmalig sind und exklusiv nur in den Frischeparadiesen zu finden sind. Heute führen wir ungefähr zwei Drittel unseres Sortiments ausschließlich in Deutschland und wir haben innerhalb von zehn Jahren den Umsatz im Bereich Getränke verdoppelt.
 

Was ist dabei die größte Herausforderung?

Wie gesagt, die Basisanforderung an das Sortiment ist Authentizität und Typizität. Dann ist im Frischeparadies natürlich immer die gute Kombinierbarkeit der Getränke mit unseren hochwertigen Lebensmitteln zu einem harmonischen Sinneserlebnis für unsere Kunden eine Grundanforderung. Außerdem suchen wir Produkte, die nicht an jeder Ecke stehen, einen angemessenen Preis haben und qualitativ hochwertig sind. Schick aussehen müssen die Weinflaschen zwar nicht zwingend – aber besser ist es schon. Das ist bei der Fülle von angebotenen Weinen auf dem Markt eine besondere Herausforderung. Deshalb sind wir viel unterwegs, verkosten viel und suchen permanent nach perfekt passenden Produkten.

"Ich schätze die Vielfalt der Weine"

Aus welcher Region wird am meisten Wein gekauft?

Es ist relativ schwer zu sagen, welche Region derzeit bei uns am beliebtesten ist. Zudem ist die Nachfrage regional sehr unterschiedlich. Wir haben über die letzten Jahre einen deutlichen Trend hin zu deutschen Weinen beobachtet. Und dem tragen wir auch gerne Rechnung. Wobei wir uns dennoch freuen, dass unsere Kunden uns als internationale Weinhandlung wahrnehmen und neben den deutschen Weinen auch die gesamte Palette der internationalen Weine suchen und finden.
 

Wie hat sich Ihre Arbeit durch die Pandemie verändert?

Natürlich hat die Pandemie auch die Weinabsätze im Frischeparadies massiv beeinflusst. Denn in erster Linie liefern die Frischeparadiese Weine wie auch Lebensmittel an die Gastronomie. In diesem Bereich war deshalb deutlich weniger Absatz. Erfreulicherweise hat das Frischeparadies aber mit den Genießermärkten ein weiteres Vertriebskonzept. Dort können die Kunden die gleiche gute Qualität, die sie aus der Gastronomie kennen und schätzen, für sich zu Hause einkaufen. Und das ist sehr erfolgreich und wird von den Kunden gut angenommen. So hat sich auch der Getränkebereich der Frischeparadiese in der Pandemie bisher gut bewährt. Wir glauben, dass das auch nach der Pandemie noch so bleiben wird und dass der Name Frischeparadies nun nicht mehr nur für hochwertigste Lebensmittel steht, sondern sich bei unseren Kunden auch als kompetenter Weinhändler etabliert hat. Dieser Erfolg ist vor allem unserem kompetenten Team zu verdanken. Über 25 Sommeliers und Weinspezialisten beraten unsere Kunden vor Ort und liefern meinem Team und mir direkten Input über die Geschehnisse auf dem Markt. Und die Pandemie hat gezeigt, dass das kleine weinwerk-Team in Frankfurt gut eingespielt ist und perfekt harmoniert.
 

Was macht Ihnen am meisten Spaß an Ihrer Arbeit?

Besonders großen Spaß macht es, gemeinsam mit Winzern – egal ob im Inland oder im Ausland – eigene Weine für die Frischeparadiese zu kreieren. So haben wir z.B. gerade mit namhaften deutschen Winzern eine Weißwein- und eine Rotwein-Cuvée entwickelt, die unter der Marke „Frischeparadies“ verkauft wird.
 

Wie haben Sie diese Erzeuger ausgewählt?

Wichtig war uns, dass die Erzeuger, mit denen wir für diese Cuvées kooperieren, verlässliche Erzeuger sind, mit guten Weinbergslagen und einer perfekten Kellertechnik. Dabei kommt uns zu Gute, dass wir schon seit vielen Jahren mit unseren Lieferanten zusammenarbeiten und ihr Potenzial daher sehr gut einschätzen können. Im konkreten Fall haben wir ein Top-Weingut von der Nahe für unsere Riesling-Cuvée ausgewählt und einen sehr guten Erzeuger aus der Pfalz für unsere Rotwein- Cuvée. Diese Cuvées haben wir im direkten Austausch mit den Winzern teilweise direkt vor Ort im Keller kreiert und sie so abgestimmt, dass wir glauben, den Geschmack unserer Kunden perfekt zu treffen. Das ist ein schönes Projekt, das sehr viel Spaß macht, dabei kann ich auf meine Erfahrung als Önologe zurückgreifen.
 

Ich schätze die Vielfalt der Weine

Wie sind Sie denn überhaupt zum Wein gekommen?

Im Prinzip bin ich mit der Materie groß geworden, da meine Eltern einen rheinhessischen Weinbaubetrieb haben. Ich habe oft und viel im Weinberg gearbeitet und Traktor fahren kann ich heute noch. Nach meinem Studium der Allgemeinen Agrarwissenschaften mit dem Schwerpunkt BWL/VWL/Agrarpolitik wollte ich noch mehr zum Thema Wein wissen und habe ein Önologiestudium in Montpellier in Frankreich abgeschlossen.
 

Haben Sie einen persönlichen Lieblingswein?

Einen Lieblingswein? Nein, habe ich eigentlich nicht. Im Gegenteil. Ich schätze die Vielfalt der Weine, die es auf der Welt gibt. Ich freue mich immer wieder, neue Sachen zu entdecken, neue Weine mit Speisen zu kombinieren und dabei oft interessante Erlebnisse zu haben. Und was machen Sie, wenn Sie nicht gerade Wein probieren? Natürlich probiere ich nicht den ganzen Tag Wein. Die tägliche Arbeit besteht viel aus der Organisation von Logistik, Optimierung von Prozessen und auch der Kommunikation mit unseren Teams. Und natürlich, ganz wichtig, in der Betreuung unserer Kunden. Ansonsten koche ich in der Freizeit gerne mit Freunden und freue mich außerdem, gelegentlich mit meiner Enduro durch die Weinberge zu fahren.
 

Herr Kneib, vielen Dank für das spannende Gespräch!